Als größtes und höchstes deutsches Mittelgebirge erstreckt sich der Schwarzwald im Südwesten Baden-Württembergs. Mehr als die Hälfte besteht aus einem Naturpark, garniert mit vielfältigen Landschaften. Diese drei Tagestouren versprechen Abwechslung.

Jettinger Panoramaweg

Wald, Wiesen, Felder, Kleinstädte – garniert mit Blicken auf den Schwarzwald und die Schwäbische Alb. Wer sich nach Jettingen, knapp 50 Kilometer südwestlich von Stuttgart begibt, genießt panoramareiche Landschaften in einer ruhigen Szenerie am Rand des Schwarzwalds. Mit seinen knapp 350 Höhenmetern weist der etwa dreistündige Rundweg kaum Steigungen auf und lässt sich bequem an verschiedenen Orten beginnen.
Wer am Sindlinger Schloss im gleichnamigen Ort startet, fährt zunächst schnurstracks Richtung Osten, verlässt die Straße Nebringer Steige Richtung Herrenberg nach Norden und gelangt nach kurzer Zeit mit der Herrenberger Stiftskirche an die erste spätgotische Hallenkirche Württembergs.
Wiesen und Hecken ziehen auf dem Weg nach Oberjettingen vorbei. Etwa sechs Kilometer hinter dem Friedhof erreicht man ein hölzernes Denkmal mit der Aufschrift »Bei Arm«. Einer Legende nach wurde vor etwa 160 Jahren eine Frau auf dem Heimweg ermordet. Nachdem der Mörder ihre Leiche vergrub, ragte ihr Arm aus dem Boden – so kam die Tat ans Licht. Der Weg führt aus dem Wald heraus, man sieht die Höhenhöfe des Kühlenbergs. Kurze Zeit später erreicht man auf 626 Metern den Jettinger Wasserturm, von wo aus sich Ausblicke in das Heckengäu ergeben. An klaren Tagen reichen die Aussichten über die Kuppen des Schwarzwaldes bis zur Hornisgrinde, mit 1.164 Metern der höchste Berg des Nordschwarzwalds. Und wer ganz genau hinsieht, sichtet in der Ferne sogar den höchsten Berg des Schwarzwalds, den Feldberg (1.493 m), der mit seinem unbewaldeten Gipfel eine Glatze trägt.
Und wenn man schon dabei ist, die Landschaft in alle Richtungen zu genießen: Im Süden und Westen blickt man über die Hochebene der Schwäbischen Alb mit ihren Kalkbuchenwäldern und Wacholderheiden. Nach dem Überqueren der Bundesstraße erkennt man bei genauerem Hinsehen hinter dem Schützenhaus die Wallreste einer etwa 2.000 Jahre alten, keltischen Viereckschanze, die einst als Kultstätte errichtet wurde. Vorbei an den Höfen im Innental fährt man am Waldrand um Unterjettingen herum, und weiter über Felder zurück nach Sindlingen. Dann vom Aussichtspunkt kurz vor dem Schloss über dem Kirchturm noch kurz die Aussichten auf den Mössinger Bergsturz und die Salmendinger Kapelle auf der Schwäbischen Alb genießen – und sich anschließend im Schlosshof mit Kaffee und Kuchen stärken.

Schwierigkeit: einfach
Dauer: ca. 3 Stunden
Länge: 36 Kilometer
Aufstieg: 344 m
Abstieg: 344 m
Infos: jettingen.de

Seenradweg am Schluchsee

Einst als Gletschersee aus der letzten Eiszeit entstanden, ist der heute von der Schwarzach gespeiste Schluchsee der größte See im Schwarzwald. Bei sommerlichen Temperaturen lädt er als einer der saubersten Seen Deutschlands zum Baden ein, auch Windsurfer und Segler nennen ihn bei guten Bedingungen ihr Revier. Mehrere Staustufen teilen den See in einzelne Becken, die in Höhen zwischen 930 und 1.100 Metern liegen. Eine etwa fünfeinhalbstündige Tour demonstriert ihren Gästen die schönsten Ecken des Hochschwarzwaldes mit drei Badeseen und Blicken auf den Feldberg, mit 1.493 Metern der höchste Gipfel des Schwarzwaldes, inklusive.
Die Seenrunde startet am Bahnhof Seebrugg am Ende des Südwestufers des Schluchsees. Direkt am Start wartet eines der ersten Highlights: Die Staumauer des größten Schwarzwaldsees. Von hier aus führt die Route auf den südlichen Uferweg, dem sie bis zum Ortsteil Aha folgt. Wenn nach den ersten Metern der Magen knurrt, lockt der Unterkrummenhof mit regionalen Spezialitäten wie Kartoffelpuffer oder dem Badischen Dreierlei (Wurstsalat, Bratkartoffeln und Kräuterquark) zur Einkehr. Etwa zwei Kilometer nördlich des Schluchsees schmiegt sich der Windgefällweiher in sein grün bewachsenes Umfeld. Wer genug Zeit mitbringt, kann sich am Strandbad SUP-Boards ausleihen und den See vom Wasser aus entdecken.
Den Lenker nach Nordosten gerichtet, rollt man bald in Bärental ein, bevor es weiter zur Passhöhe Rinken geht. Zwischen den Bäumen ragt der Feldberggipfel mit seinem markanten Turm hervor. An Alperbach vorbei führt die Tour nach Hinterzarten. In der Adler-Skistation mit der Rothaus-Schanze findet jährlich ein internationales Sommerskispringen statt.
Trubelig wird’s am Ufer des Titisees: Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten verleiten zu einem längeren Stopp. Wer lieber weiter in die Pedale tritt, gelangt nach kurzer Zeit zum südlichsten Punkt der Tour und fährt über die Bruderhalde nach Bärental. Über Altglashütten und den Windgfällweiher gelangt man durch bewaldetes Gebiet zurück zum Schluchsee. Es geht am nördlichen Ufer am See entlang. Die Tour endet in Seebrugg.

Schwierigkeit: mittel
Dauer: ca. 5,5 h
Länge: 67 km
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Infos: hochschwarzwald.de

Zwei-Täler-Tour

Schon mal was von Grafenhausen gehört? Die Gemeinde im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg ist ein staatlich anerkannter Luftkurort, liegt auf einem Hochplateau des südlichen Hochschwarzwalds südöstlich des Schluchsees zwischen 800 und 1.100 Metern Höhe. Ringsherum bietet der Schwarzwald jede Menge Spielraum für aktive Urlauber.
Eine knapp vierstündige Tour startet am historischen Volkskundemuseum in Grafenhausen und führt über die Rothauserstraße bergab in die gleichnamige Ortschaft, vorbei am »Schwarzwald Haus der Sinne«, ein Mitmachmuseum, das sich den menschlichen Sinnen widmet. Vor dem Galgenvogelbrunnen geht es nach rechts in die Schaffhauserstraße. Über den »Unterer Mühleweg« verlässt man den Ort, bis die Route abseits der Straße, parallel zur Schlücht, einem Nebenfluss der Wutach, auf einem Fahrradweg fortgesetzt wird.
Ab hier lockt eine Abfahrt zum Mühlenmuseum bei der Tannenmühle, wo sich ein Zwischenstopp anbietet. Das Gebäude wurde nach originaler Bauart, ohne Metallnägel, aus Holz errichtet. Neben der Tannenmühle können im Kleintiergehege unter anderem Lamas, Eulen und Kaninchen betrachtet werden. Flussabwärts folgt der Radweg weiterhin der Schlücht. Hinter dem Campingplatz Schlüchtal biegt man links ab. Eine kurze Abkühlung ist im Naturena Badesee zu empfehlen, bevor man nach wenigen Metern die Schlücht überquert und die Uferseite wechselt.
Nach etwa zwei Kilometern biegt man rechts auf die L157 ab und folgt dem Straßenverlauf bis nach Ühlingen-Birkendorf. In die Welt der alemanischen »Fasnet« entführt das Museum Narrenhüsli zu einem kurzen Abstecher – dort wird ganzjährig die Ühlinger Fastnacht demonstriert.
In Riedern im Wald laden einige Gaststätten zu einer Stärkung ein, bevor ein langer Anstieg zu überwinden ist. Am Ende der Bauernstraße zweigt der Weg nach rechts von der Lochmühle ab, man folgt dem Radweg östlich der Mettma auf einem etwa zehn Kilometer langen Anstieg. Vor dem Rothaus Campingplatz geht’s nach rechts in den Brünlisbachweg. Ein letzter Anstieg bis zur Brauerei Rothaus bildet den Abschluss der Tour. Einkehrtipp: die Rothaus Gaststätte.

Schwierigkeit: mittel
Dauer: ca. 4 Stunden
Länge: 30 Kilometer
Aufstieg: 441 m
Abstieg: 441 m
Infos: hochschwarzwald.de

>>Der Beitrag erschien im Magazin Fahrradland, Ausgabe 01/2020, Verlag: MSV Medien GmbH